Warum Zirkus?

Zirzensische Körper- und Bewegungskünste wie Akrobatik, Jonglieren und Einradfahren erfreuen sich als Freizeitaktivität zunehmender Beliebtheit. Was aber haben diese gauklerischen Bewegungskünste im schulischen Sportunterricht zu suchen?

Bereits in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelten die Österreichischen Leibeserzieher Carl Gaulhofer und Margarete Streicher ihr „natürliches Turnen“ (Titel ihres Buches, Wien 1930), wozu auch die „gauklerischen Bewegungskünste“ gehörten. Sie waren eine Antwort auf die Systemmenge der überlieferten Turntechnik der damaligen Zeit. Ihr eigentliches Ziel war es, der „Turnmüdigkeit“ vieler Schülerinnen und Schüler durch interessantere Aufgabenstellungen und Aktivitäten wirkungsvoll zu begegnen.

Wir erleben heute eine ähnliche Situation. Unser vielfach überreglementierter Schulsport mit seinen rigiden und zum Teil traditionell erstarrten Formen schreckt so manchen Jugendlichen eher ab, als dass er Sportbegeisterung auslöst. Auch heute noch finden wir in den Turnhallen die gleichen monofunktionalen und wenig kindgemäßen Turnvater-Jahn-Geräte wie Reck, Barren, Pauschenpferd, Bock und Turnkasten, die wenig motivierend auf unsere Kinder wirken.

Während der letzten Jahre wurde immer häufiger eine erneuernde Belebung der Bewegungs- und Spielkultur in den deutschen Schulen gefordert. Hier sind Lehrplanrevisionen unumgänglich. Sie sollen ermöglichen, dass der Schulsport wieder Spaß macht, dass darin Ästhetik, Kreativität und Improvisation den ihnen gebührenden Platz erhalten. Offene Unterrichtssituationen in Form einer Sport- und Spielwerkstatt mit thematisierten Schwerpunkten aus dem Bereich der Bewegungskünste sind dabei am ehesten geeignet, Begeisterung bei den Kindern und Jugendlichen auszulösen.